Rechtsberatung für Mompreneurs. Lukrative Tipps von der Juristin.

Viele Mütter, die sich selbständig machen, wissen nicht, dass Mompreneurs von Fördergeldern und Mikrokrediten profitieren können. Der Weg durch den Behördendschungel gestaltet sich oft zu unübersichtlich. Deswegen hat die Juristin Sandra Runge 2013 ihren Blog SMART MAMA gestartet und leistet damit Müttern kostenlose Rechtsberatung. Ein toller Grund, um sie als Mompreneur des Monats auszuzeichnen!

MAMA REVOLUTION: Liebe Sandra, welcher Schlüsselmoment hat Dich auf die Idee gebracht, einen Blog für Mütter-Rechte zu gründen?

Sandra Runge: Als Mama wurde ich plötzlich auch privat mit überraschend vielen Rechtsthemen konfrontiert: Mutterschutz, Beschäftigungsverbot, Hebammenleistungen, Elternzeit, Elterngeld, Betreuungsgeld, Kindergeld, der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, die neue berufliche Ausrichtung als Mompreneur…

Es fiel mir selbst als Juristin nicht leicht, mich durch den ganzen Gesetzes-, Formular- und Behördendschungel durchzukämpfen.

Dabei habe ich mich gewundert, warum es im Netz nur Fragen in Foren, aber keine Plattform gibt, die (werdende) Mamas bei Rechtsfragen unterstützt. Irgendwann begann ich selber Pläne zu schmieden… Beim Lesen eines Mama-Blogs kam mir dann die Idee, das Projekt in Form eines Blogs umzusetzen.

 

MAMA Revolution: Was sind Deiner Erfahrung nach typische Stolperfallen für Mütter im beruflichen Bereich, die Du mit Deinem Hintergrundwissen zu vermeiden hilfst?

Sandra Runge: Schwangerschaft und Mama-Sein stellen nicht nur das private Leben gehörig auf den Kopf, sondern führen auch im Job zu vielen Veränderungen und leiten meistens eine Zäsur ein. Dabei tun sich leider typische Stolperfallen auf, die es geschickt zu umgehen gilt! Eine kleine Auswahl:

Angestellte Mamas, die in Elternzeit gehen, sollten sich immer ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen.

Man muss immer damit rechnen, dass der Vorgesetzte, der die Arbeitsleistung gut beurteilen kann, nach der Elternzeit nicht mehr in Amt und Würden ist. Außerdem kann es auch sein, dass man schon während der Elternzeit berufliche Veränderungen plant und da ist es natürlich von Vorteil, wenn man für eine Bewerbung bereits ein Zwischenzeugnis in der Tasche hat.

Die Erfahrung zeigt: Man sollte als werdende Mama auch für den Ernstfall planen. Damit man sich rechtlichen Rat auch leisten kann, falls es zu Problemen mit dem Arbeitgeber kommt oder Fragen im Zusammenhang mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses aufkommen, ist es von Vorteil eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen.

Im Arbeitsgerichtsprozess gilt nämlich eine Besonderheit: Auch beim Obsiegen werden die Anwaltskosten nicht von der Gegenseite erstattet – so dass man eigentlich fast immer auf den Anwaltskosten sitzen bleibt.

Und dann noch ein spezieller Mompreneur-Tipp:

Mompreneurs, die Elterngeld beziehen, sollten unbedingt wissen, dass ein Einkommen während der Elternzeit das Elterngeld schmälern kann.

Auch dann, wenn die Leistung vor der Elternzeit erbracht worden ist (und der Kunde einfach zu spät zahlt!). Man sollte daher unbedingt darauf achten, dass alle Kunden VOR Beginn der Elternzeit ihre Rechnungen ausgeglichen haben!

 

MAMA Revolution: Viele Mütter, die sich selbständig machen, haben mit hohen Versicherungssummen zu kämpfen. Was kannst Du empfehlen?

Sandra Runge: Zu einem großen Problem kann tatsächlich die Krankenversicherung werden. Für Mamas, die den Sprung vom Angestelltendasein in die Selbständigkeit wagen, stellt sich häufig die Frage, ob sie sich privat oder gesetzlich versichern sollen. Ein Patentrezept gibt es dabei nicht, denn die optimale Lösung ist einzellfallabhängig und kommt auf die besonderen Lebensumstände an (Versicherung des Partners, Familienstand).

Eine private Krankenversicherung kann zwar günstiger sein, aber man sollte immer bedenken, dass man so einfach nicht mehr in die gesetzliche Versicherung wechseln kann. Diese bietet wiederum Vorteile, weil man die Kinder und eventuell auch den Partner frei mitversichern kann.

Von großer Bedeutung ist auch die Altersvorsorge. Das Thema ist natürlich noch nicht so brennend, wenn man jung als Mompreneur durchstartet.

Allerdings sollten wir uns alle bewusst sein, dass die gesetzliche Rente später nicht ausreichen wird, so dass man frühzeitig beginnen sollte privat vorzusorgen.

Dazu sollte man sich Zeit nehmen und gleich zu Beginn der selbständigen Tätigkeit mit einem guten und unabhängigen Berater zusammensetzen.

Viele Mütter die sich selbständig machen wissen zudem nicht, dass man die Arbeitslosenversicherung auch freiwillig fortführen kann. Die Beiträge sind relativ gering, außerdem gibt es für einen niedrigeren Beitragssatz für Gründerinnen in der Startphase (42,53 Euro West und 36,23 Euro Ost). Sollte die Selbständigkeit scheitern kann man die Versicherung dann in Anspruch nehmen

 

MAMA Revolution: Welche Fördermöglichkeiten können Mütter, die ein eigenes Business gründen, in Anspruch nehmen?

Sandra Runge: Insbesondere bei einer Gründung aus der Arbeitslosigkeit heraus gibt es staatliche Förderungsmöglichkeiten die für Mompreneuers interessant sein können, wie zum Beispiel den Gründungszuschuss oder aber das Einstiegsgeld. Diese Förderungen müssen in der Regel nicht zurückgezahlt werden, allerdings ist die Beantragung in letzter Zeit schwieriger geworden, da die finanziellen Ressourcen knapp geworden sind.

Eine gute Anlaufstelle sind zudem die KFW-Bank und die Förderbanken der einzelnen Bundesländer, aber auch die Handelskammern. Noch ein kleiner Geheimtipp: Interessant für Mompreneurs sind auch Mikrokredite, die zum Beispiel der Verein Goldrausch e.V. vergibt.

 

MAMA Revolution: Welche Gesellschaftsform empfiehlst Du Solo-Unternehmerinnen, die im beratenden Bereich tätig sind? Oder braucht es das am Anfang noch gar nicht?

Sandra Runge: Auch das ist natürlich einzelfallabhängig, in der Anfangsphase muss man in der Regel aber noch keine Gesellschaft, wie zum Beispiel eine GmbH oder eine UG gründen. Der Vorteil einer Tätigkeit als Einzelunternehmerin bzw. bei einer freiberuflichen Tätigkeit ist, dass die Gründung unkompliziert ist und nur ein geringer Bürokratieaufwand besteht. Der Nachteil ist, dass man mit seinem gesamten Privatvermögen haftet, falls etwas schief geht.

Die Gründung einer GmbH macht erst dann Sinn, wenn man einen hohen Kapitalbedarf hat.

Ein guter „Zwischenweg“ ist die UG (Unternehmergesellschaft, oder „Mini-GmbH“), die sich einer immer größeren Beliebtheit erfreut.

Hier entfällt die Einzahlung des Stammkapitals in Höhe von 25.000,00 EUR, das sonst bei der Gründung einer GmbH aufzubringen ist. Bei Gründungsbeginn sind lediglich 1 EUR einzuzahlen, das restliche Stammkapital wird angespart. Sind die 25.000 EUR erreicht, kann die UG dann in eine GmbH umgewandelt werden. Wie bei der GmbH besteht auch hier die Haftungsbegrenzung auf das Stammkapital der Gesellschaft, also keine Haftung mit dem Privatvermögen.

 

MAMA Revolution: Welches sind Deine 3 wichtigsten Tipps für Mompreneurs?

Sandra Runge: Mein wichtigster Tipp: Vernetzt euch! Sowohl beruflich als auch privat. Geht nie alleine Mittag essen 🙂

Zweitens: Hilfe einfordern und Hilfe annehmen. Lästige Arbeiten (Putzen, Einkaufen, Steuer) outsourcen. Mamas müssen nicht immer alles alleine stemmen!

Und dann natürlich: SMART-MAMA lesen! Denn dort geht es um rechtliche Themen, die Mütter helfen sollen ihre Interessen in der Arbeits-, Behörden- und Alltagswelt besser durchzusetzen.

 

MAMA Revolution: Was sollte Deiner Meinung nach gesellschaftlich oder politisch dringend verändert werden, um Mütter besser zu unterstützen?

Sandra Runge: Da habe ich eine Menge Ideen parat:

Die Kinderbetreuung muss ausgebaut, flexibilisiert und in der Qualität verbessert werden – damit wir ohne zusätzlichen Stress und mit gutem Gewissen arbeiten gehen können und die Kinder gefördert werden.

Außerdem sollte der Gesetzgeber Müttern den beruflichen Wiedereinstieg vereinfachen, z. Bsp. durch weitere Erleichterungen im Zusammenhang mit der Beantragung von Elternteilzeit. Umgekehrt sollten Eltern, die in Teilzeit arbeiten auch wieder leichter in Vollzeit arbeiten können, wenn sie das wünschen.

Auch unser Steuersystem muss gerechter werden: Familien sollten steuerlich stärker entlastet werden – z.B. durch die steuerliche Absetzbarkeit sämtlicher Kinderbetreuungskosten und Erhöhung der Kinderfreibeträge.

 

MAMA Revolution: Wie gestaltet sich ein gewöhnlicher Tag in Deinem Leben als berufstätige Mama? Was machst Du, um Deiner Familie und Deinen eigenen Projekten gerecht werden zu können?

Sandra Runge: Ich arbeite Vollzeit. Die Kinder werden meistens von meinem Mann abgeholt, der beruflich flexibler ist als ich. Abends und am Wochenende verbringe ich dann natürlich jede freie Minute mit meiner Familie. Auszeiten habe ich eigentlich immer nur dann wenn die Kinder schlafen, also abends oder mittags am Wochenende. Wenn sich unerwartet ein Zeitfenster öffnet setze ich mich an meinen Rechner und schreibe meinen Blog weiter.

 

MAMA Revolution: Wo möchtest Du in 5 Jahren stehen?

Sandra Runge: Ich hoffe, dass ich mit meinem Herzensthema, nämlich Mamas bei unangenehmem „Rechtskram“ zu unterstützen, möglichst viele Mamas erreiche. Mein Blog SMART-MAMA soll bis dahin weiter wachsen und ein wertvoller Begleiter für alle Mamas werden, die Unterstützung und Rat in rechtlichen Angelegenheiten suchen.

 

MAMA Revolution: Vielen Dank, liebe Sandra und alles Gute für Deinen Weg!

 

Jetzt würden wir zwei Sandras gerne wissen, welche rechtlichen Fragen, Dich als Mompreneur beschäftigen, und: Welche rechtlichen / gesetzlichen Veränderungen für Mütter und Familien wünschst Du Dir? Du bist herzlich willkommen, Deine Fragen zu stellen und Deine Erfahrungen mit uns zu teilen. Bis gleich in den Kommentaren 🙂

 

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  1. Ich danke Euch für die Informationen. Was ich z.B. nicht wusste, ist dass ich mich als Selbständige dennoch gesetzlich versichern kann. Ich war bereits vor den Kindern Freiberuflerin und privat versichert. Deshalb ist der Zug wohl abgefahren!?!
    Derzeit bin ich bei meinem Mann in der gesetzlichen familienversichert. Was mich richtig nervt, ist der Übergang von „wenig genug verdienen“ um familienversichert sein zu können und „genug“ damit sich das Arbeiten mit eigener Versicherung überhaupt lohnt. Habt Ihr dafür Tipps oder zumindest aufmunternde Worte?

    1. Liebe Silvia, die Rechtsfragen kann Dir die andere Sandra besser beantworten, aber ich habe aufmunternde Worte für Dich 🙂 Ich denke, wir Mompreneurs sind besonders herausgefordert, langfristig zu denken und zu planen. Meistens dauert der Aufbau des eigenen Business bei uns einfach ein bisschen länger, weil wir unsere Zeit und Aufmerksamkeit unseren Kindern schenken möchten. Das heißt, unser Einkommen wächst langsam, wenn Du am Ball bleibst, aber sich! In 5 Jahren wird Deine Situation schon ganz anders aussehen und vielleicht merkst Du höhere Beiträge für die eigene Versicherung dann gar nicht mehr so stark 🙂 Liebe Grüße von Sandra

    2. Liebe Silvia, als Selbständige kann man sich nur dann freiwillig gesetzlich versichern, wenn man vorher Mitglied der gesetzlichen KK war. Die Berechnung der Beiträge empfindet man häufig als ungerecht. Wenn man freiwillig gesetzllich versichert ist, wird z.B das Einkommen des Ehemannes mit berücksichtigt, wenn dieser privat versichert ist… Tipps kann ich Dir zu Deiner speziellen Thematik leider nicht geben, das Gute ist aber doch, dass man als Selbständiger etwas mit seinen Einnahmen jonglieren kann 😉 LG Sandra

  2. Hallo Sandras,

    toller Ansatz – Unterstütung beim Zurechtfinden im Rechtsdschungel. Hätte ich vor 20 Jahren gut gebrauchen können.
    Echt gute Idee. Genau, Frauen vernetzt Euch! Da stimme ich Sandra zu.

    Alles Liebe
    Susanne

  3. Hallo liebe Sandras 😉

    Ein super Artikel und es tut gut zu wissen, dass selbst erfahrene Juristinnen in unserem Vorschriften und Gesetzes Dschungel so ihre Schwierigkeiten haben…..

    Werde mir deinen Blog jetzt am Wochenende mal genauer anschauen und dich auch gerne weiterempfehlen. Kann es nur unterschreiben: FRAUEN VERNETZ EUCH – GEMEINSAM SIND WIR STÄRKER!!

    Liebe grüße
    Nicole

    1. So ist es, liebe Nicole. Gemeinsam sind wir stärker. Deswegen bin ich auch sehr glücklich über unseren Austausch hier. Hab ein tolles Wochenende, meine Liebe!

  4. Hallo liebe Sandras,

    Danke für diese Informationen , werde sie in naher Zukunft brauchen, zur Zeit gelten bei mir noch die Österreichischen Rechte für Mütter und Business-Frauen.
    Den Satz “ Frauen vernetzt euch“ ist ein tolle Aussage von Dir Sandra.
    Werde mir Deinen Blog am Wochenende in Ruhe anschauen.

    Alles Liebe und ein Schönes Wochenende
    Anita

    1. Prima, ich wünsche Dir viel Spaß bei der Lektüre von SMART MAMA und vielleicht gibt es auch Überschneidungen vom Deutschen und Österreichischen Recht? Alles Liebe! Sandra

  5. „Dabei habe ich mich gewundert, warum es im Netz nur Fragen in Foren, aber keine Plattform gibt, die (werdende) Mamas bei Rechtsfragen unterstützt.“
    Eine tolle Erkenntnis mit einem noch besseren Ergebnis! Rechtsberatung für Frauen war bis jetzt definitiv ein verwaistes Feld im Netz.

    Ich war damals übrigens auch noch angestellt und der Tipp mit dem Zwischenzeugnis hätte mir das Leben immens erleichtert.

    Das Mutter-Sein un Mutter-Werden wirft soo viele Fragen auf verschiedensten Gebieten auf. Bedingt durch die Schwangerschaft und den veränderten Fokus sind Frauen in dieser Zeit großen Veränderungen ausgesetzt.
    Gegenseitige Unterstützung und Netzwerke sind da sehr wichtig.

    Alles Liebe
    Ilse

    1. Vielen Dank, liebe Ilse 🙂 Ich hoffe, dass ich mit meinem Blog vielen Müttern helfen kann. Leider ist das Rechtsbewußtsein oft nicht vorhanden und das möchte ich ändern! Oft sind es ja nur kleine Dinge die beachtet werden müssen die nicht viel Aufwand kosten – wie zum Beispiel das Zwischenzeugnis. LG Sandra

    2. Liebe Ilse, schön, Dich hier zu treffen! Ja, Frauen sind großen Veränderungen ausgesetzt und aufgefordert ihre Bedürfnisse klar zu machen, vor allem als Mütter. Ein wichtiger Schritt ist, dass wir uns gegenseitig dabei unterstützen. Toll, dass wir uns haben 🙂 Alles Liebe! Sandra

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